Hallo!
Gerne haben wir Ihre Frage an Doz. Hemmer weitergeleitet. Hier seine Antwort:
Die bei echten Tätowierungen eingesetzten Farbstoffe sind ganz unterschiedlich zu denen im sogenannten schwarzen Henna. Wie Sie bereits herausgefunden haben, ist das für die allergischen Reaktionen auf Hennatattoos verantwortliche PPD (4-Phenylendiamin bzw. chemisch ähnliche Stoffe) in echten Tattoofarben nie enthalten. Die klassische schwarze Tattootinte (Carbon Black) ist aus Erdöl hergestellter Ruß. Im Fall der Hennatattoos werden dem an sich orange-ockerfarbenen Naturhenna synthetische schwarze Farbstoffe, wie sie auch in Haarfärbemitteln zu finden sind, zugesetzt, um „schwarzes Henna“ zu erzeugen. Allergische Reaktionen auf echte Tattoos sind bei Betrachtung der mittlerweile riesigen Zahl tätowierter Personen extrem selten. Am relativ häufigsten machen rote Farbstoffe Probleme. Insgesamt müssen aber Tätowierungen aus allergologischer Sicht als weitgehend unbedenklich eingestuft werden, ungeachtet der potentiell karzinogenen Stoffe in manchen Tattoofarben. Außerdem kann in den sehr seltenen Fällen von Überempfindlichkeitsreaktionen eine Allergie nicht immer überzeugend nachgewiesen werden, teilweise handelt es sich eher um unspezifische Fremdkörperreaktionen. Bei einer Allergie auf PPD hat man kein größeres Risiko, auch auf ein echtes Tattoo allergisch zu reagieren. Dass Hautärzte eine prophylaktische Austestung mit Tattoofarbstoffen ablehnen, hat - abgesehen vom beachtlichen Zeitaufwand - mehrere Gründe. Zum einen ist eine Testung mit Substanzen, deren genaue chemische Zusammensetzung letztlich unbekannt ist, grundsätzlich problematisch, diese Farbstoffe sind für die diagnostische Testung auch nicht zugelassen. Eine Austestung ist außerdem wenig sinnvoll, weil eine bereits bestehende Allergie auf die Farbstoffe ohne vorhergehende Exposition sehr unwahrscheinlich ist. Schließlich kann mittels der üblichen Epikutantests (Pflastertest) eine Allergie in vielen Fällen wahrscheinlich gar nicht erfasst werden. Dazu müssten die Farbstoffe in die Haut eingebracht werden, was aber irreversibel wäre und aus ärztlicher Sicht streng genommen eine Körperverletzung darstellt. Allenfalls könnten im Tattoostudio vor dem Stechen des Tattoos an den geplanten Stellen einzelne Tätowierungspunkte mit den jeweiligen Farben gesetzt werden, um das Auftreten akuter Überempfindlichkeitsreaktionen im Falle einer bereits bestehenden Allergie auszuschließen. Das Ausbleiben solcher schließt aber nicht aus, dass es zu einem späteren Zeitpunkt zur allergischen Sensibilisierung gegen einen der eingebrachten Farbstoffe kommt. Das Risiko dafür ist aber, wie bereits erwähnt, gering.
Univ. Doz. Dr. Wolfgang Hemmer Floridsdorfer Allergiezentrum Franz Jonas Platz 8/6 1210 Wien
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